Rente
Das Rentensystem geht an Lesben vorbei
Gerade lesbische Frauen sind häufiger darauf angewiesen, allein von ihrer eigenen Altersrente zu leben. Bis in die 2000er Jahre hinein blieb ihnen die Ehe oder gar eine eingetragene Partnerschaft mit allen steuerlichen Vorteilen verschlossen. Und damit die Vorteile des deutschen Steuer- und Sozialsystems. Besonders betroffen sind die lesbischen Frauen, die bereits in Rente sind oder in den nächsten 10 Jahren in die Rente gehen werden.
Viele dieser lesbischen Frauen waren Pionierinnen, die in den 1970er–1990er Jahren die Frauenbewegung angeschoben haben. Sie engagierten sich, nahmen dafür schlecht bezahlte Jobs und viel unbezahlte Arbeit in Kauf. Dieser großen gesellschaftlichen Leistung fehlt die Anerkennung – auch ganz monetär in der Alterssicherung. Wer in der Rentenpolitik davon redet, die Lebensleistung von Menschen müsse anerkannt werden, muss die Kriterien zum Beurteilen dieser Leistung über die Länge und Höhe von Gehaltszahlung hinaus denken. Dazu kommt die Lohnlücke. Bis heute verdienen Männer gut 20% mehr als Frauen. Eine Lücke, die sich in der Rente auf über 40% erhöht. Ein Fakt der ebenfalls berücksichtigt werden muss.
Die Grundrente: Gut für Lesben?
Der Dachverband Lesben und Alter e.V. begrüßt die Einführung der Grundrente. Sie ist ein richtiger Schritt, damit das Leben im Alter lebenswert gestaltet werden kann. Richtig ist auch, sie wird ohne Nachweis der Bedürftigkeit gezahlt. Leider geht diese Grundrente aber an vielen Menschen vorbei. Nur wer mindestens 35 Jahre in die Sozialversicherung eingezahlt hat, kann den Aufschlag zur Rente bekommen. Allen anderen bleibt auch weiterhin nur der Antrag auf Grundsicherung. Durchschnittlich zahlen Frauen etwas weniger als 30 Jahre in die Sozialversicherung ein. Das gilt auch für viele Lesben. Mit der Folge: An ihnen geht die Grundrente vorbei. Was bedeutet das für Frauen und besonders für lesbische Frauen im Alter? Ihr Leben verharrt weiterhin am Existenzabgrund oder sie müssen bis ins hohe Alter hinzuverdienen.
Am 9./10.10.2019 lud Lesben und Alter zu einer Fachtagung zum Thema „Altersarmut ist weiblich – für eine geschlechtergerechte Absicherung im Alter allein lebender lesbischer Frauen“ ein. Neben Vertreter*innen von Beratungseinrichtungen kamen auch Politik, Sozialverbände und Fachfrauen zu Wort. Die verschiedenen Aspekte unseres Rentensystems wurden diskutiert und wie sich diese auf Lesben und alleinstehende Frauen auswirken.
Lesben und Alter fordert eine Reform der Rente
Wir sind der Meinung: Grundrente sollte für alle da sein. Sie sollte für alle im Alter die Teilhabe an der Gesellschaft garantieren. Ein reiches Land wie Deutschland kann es sich leisten, seinen älteren und alten Bürger*innen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Lesben und Alter fordert daher:
- Einbeziehen von gesellschaftlichem Engagement auf die Rentenjahre.
- Überprüfung der Einstufung des Eckrentners mit 35 Beitragsjahren.
- Anerkennung der Lebensleistung lesbischer Frauen.
- Verstärkte Forschung zu den Lebensverhältnissen von Lesben 60+.