Altersarmut – auch ein Thema für Lesben und Schwule?
Soziales Kapital wird aufgebraucht, wenn die Leute arm werden.
Fachtagung zu queerer Altersarmut in Berlin
50 Teilnehmer_innen besuchten den von BISS e. V. in Kooperation mit dem Dachverband Lesben und Alter e. V. veranstalteten Fachtag „Altersarmut – auch ein Thema für Lesben und Schwule?“, der am 26.11.2018 in Berlin stattfand.
Nach einem engagierten Grußwort der parlamentarischen Staatssekretärin Caren Marx präsentierte Dr. David Richter vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung neue Zahlen zu Lebenslagen von Homo- und Bisexuellen, die das Institut auf Basis des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ausgewertet hatte.
Dr. Gisela Notz, freiberufliche Wissenschaftlerin, beschrieb Ursachen, Wirkungen und Forderungen zu Armutslagen von Frauen in Deutschland. Armut, so ihr Fazit, dürfe kein Gesicht haben. In den anschließen Gesprächsrunden beschrieben lesbische und schwule Mulitplikator*innen ihre Wahrnehmungsperspektive: Welche Rolle spielt Geldknappheit bei älteren Lesben und Schwulen? Ist Armut ein Tabu-Thema? Welche Auswirkungen hat sie auf selbstorganisierte Gruppen in der Community?
Die Wechselwirkung von Geld und Teilhabe wurde dabei ebenso deutlich wie die Notwendigkeit, Gemeinschaftsformen zu finden, die einem Rückzug entgegenwirken. Barbara Eifert, TU Dortmund und wissenschaftliche Beraterin der Landesseniorenbetretung NRW, warnte eindringlich davor, dass Armut soziale Ressourcen wie Engagement und Eigenintiativen im Keim ersticke.
Politische Vertreter_innen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP erläuterten die Möglichkeiten des Bundes, soziale Teilhabe von älteren LGBT zu fördern. Einig waren sie sich darin, dass Modellprojekte und Bundesprogramm zwar keine grundsätzliche Veränderungen bewirken, dass auf diese „Instrumente“ indes nicht verzichtet werden sollte. Angesprochen wurden auch Wohnprojekte als bedeutende Option für gemeinschaftliches Leben und soziale Teilhabe im Quartier. Dass hier genderbezogene Ungleichheiten bestehen, wurde mit Hinweis auf das lang geplante, nun doch nicht realisierbare lesbische Wohnprojekt in Berlin klargemacht.
Förderer des Fachtags war die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Eine Folgeveranstaltung zu dem auch in der LSBT-Community drängenden Thema Altersarmut würde sehr begrüßt, betonte Geschäftsführer Jörg Litwinschuh. (cb)